Neuanlage einer Streuobstwiese

neueObstbäume

Eine alte Weisheit besagt, dass der beste Zeitpunkt einen Baum zu pflanzen vor 20 Jahren war, der zweitbeste ist aber heute. Angesichts des allgemeinen Rückgangs an Streuobstbeständen ist die Neuanlage einer Streuobstwiese eine wunderbare Investition in die Zukunft. Dies gilt insbesondere auch für Nachpflanzungen in (über)alten Streuobstbeständen. Denn ohne Erneuerung werden diese Wiesen früher oder später verschwinden. Bei uns im Bergischen ist das im Moment die größte Herausforderung für den Erhalt der Streuobstwiesen!

Wer eine Wiese neu anlegt, investiert für kommende Generationen. Darum sollte eine neue Wiese möglichst zukunftsfähig gestaltet werden. Die gegenwärtigen Anforderungen in der Landwirtschaft (Maschinengröße, Betriebsstrukturen) bedingen, dass eigentlich nur noch Hochstämme (d.h. Bäume mit einem Kronenansatz von >1,80m) gepflanzt werden sollten. Ein ausreichender Abstand zwischen den Bäumen von mindestens 10-12 Metern erlaubt eine vielfältige Unternutzung und eine freie Entwicklung der Baumkronen.

Eine neue Wiese sollte mit einem Pflanzplan angelegt werden, auf dem die Sorten und deren Standorte vermerkt werden. Dieser Pflanzplan ist unbedingt gut aufzubewahren. Denn das Wissen um die Sorte ist nicht nur spätestens bei der ersten Ernte wichtig, sondern auch für zukünftige Nutzer der Wiese, vielleicht erst in mehreren Jahrzehnten!

Standortwahl

Möchte man eine Wiese neu anlegen, ist nicht jeder Standort gleich empfehlenswert. Ausführliche Informationen zur Standortwahl einer neuen Streuobstwiese wurden in der Fachbroschüre „Streuobstwiesenschutz in Nordrhein-Westfalen“ zusammengetragen.

Kurz gefasst kann man sagen, dass staunasse und Spätfrost-gefährdete Lagen (wie z.B. Talsenken) sowie flachgründige Sandböden eher ungeeignet sind. Besonders empfehlenswert sind leichte Hanglagen, an denen Kaltluft talwärts abfließen kann. Solche Flächen bietet das Bergische Land bekanntlich reichlich.

In der Praxis ist es sicherlich häufiger der Fall, dass gerade eine bestimmte Fläche für eine Obstwiese zur Verfügung steht. Grundsätzlich vertragen Zwetschgen eher nasse Böden und Kirschen sandige, flachgründige Standorte. Die anderen Obstsorten liegen entlang dieses Spektrums, wobei die individuelle Sortenwahl hier auch maßgeblichen Einfluss hat. Empfehlenswert ist auch hier ein Blick in die Streuobst-Broschüre der Naturparke in der Eifel und ein Besuch der Website streuobstwiesen-aktiv.de des Streuobst Netzwerk Paderborn-Senne.

Generell, aber vor allem bei schwierigen Grundstücken, empfehlen wir ein Vorgespräch mit einem Experten (z.B. PomologInnen oder ObstbaumwartInnen) zur Sortenwahl, aber auch zur Verteilung der Bäume auf der Fläche. Hinweise zur Sortenauswahl im Bergischen finden Sie hier.

Kontakte zu Ansprechpartnern im Bereich Gewerbe und Ehrenamt können Sie z.B. über unsere Anbieterdatenbank finden oder wenden Sie sich direkt an kontakt@streuobstberg.de. Auf unserer Anbieterdatenbank finden Sie auf Wunsch auch Anbieter, die Ihnen das gesamte Leistungspaket von der Planung über die Anlage bis zur Pflege der Wiese abnehmen – natürlich nicht kostenlos.

Äpfel am Ast © pexels/zenchung
Bussard_Obstwiese_BSO

Bäume pflanzen: was ist zu beachten?

Einen Obstbaum zu pflanzen ist im Prinzip nicht schwer, aber es ist durchaus Arbeit. Es sollten unbedingt einige Empfehlungen beherzigt werden, damit der Baum eine größtmögliche Chance hat zu einem gesunden Obstbaum heranzuwachsen und die Arbeit nicht umsonst war.

In der Regel werden Obstbäume im Winterhalbjahr im frostfreien Boden gepflanzt, d.h. zwischen Oktober und März. In dieser Zeit gepflanzte Bäume haben die besten Chancen gut anzuwachsen.

Beim Pflanzen der Bäume sind vor allem drei Dinge zu beachten: die Größe des Pflanzloches mit entsprechend guter Erde, die Sicherung des jungen Baumes durch Pfähle und Anbinden, sowie der Schutz vor Fressfeinden über und vor allem unter der Erde (Wühlmäuse) durch einen Stammschutz und einen Wurzelschutz.

Beim Anbinden der Bäume sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass der wachsende Baum nicht abgeschnürt wird! Ein Verbiss von Rinde und Wurzeln ist neben Trockenheit die größte Gefahr für junge Obstbäume. Darum sollte keinesfalls auf den oberirdischen Baum- und unterirdischen Wurzelschutz verzichtet werden, um späterem Frust vorzubeugen.

Andere Streuobst-Initiativen haben hierzu schon wunderbare Anleitungen zusammengestellt, auf die wir hier sehr gerne verweisen:

Kurze Anleitungen für das Pflanzen und den Schutz der Bäume mit verschiedenen Techniken gibt es online, z.B. vom Netzwerk streuobstwiesen-aktiv.de oder vom Kreis Düren und vom Enzkreis in Baden-Württemberg.

Eine gute Übersicht zum Thema Neuanlage einer Streuobstwiese für Einsteiger bietet die Streuobst-Broschüre des Umweltministeriums NRW . Dort sind wertvolle Tipps für alle Schritte vom Pflanzgut bis zur Pflanzung und Pflege zusammengetragen.

Umfangreichere Informationen zu diesem Thema finden Sie in der Fachbroschüre „Streuobstwiesenschutz in Nordrhein-Westfalen“ die beim LANUK heruntergeladen werden kann. Außerdem gibt es online eine Broschüre zum Thema Streuobst von den Naturparken der Eifel , die ebenfalls sehr umfangreiche Informationen zum Thema enthält, inklusive hilfreichen Hinweisen und Tipps zur Sortenauswahl an unterschiedlichen Standorten.

Obstbäume und Wühlmäuse

Das Freihalten der Baumscheibe (d. h. des Erdbodens rund um den Stamm) ist gerade in den ersten Jahren ebenfalls sehr wichtig, nicht zuletzt wegen der Wühlmäuse, deren Gänge sich in und unter der Grasnarbe befinden. Wächst ein Baum deutlich weniger als erwartet, kann es sein, dass Mäuse an den Wurzeln der Bäume fressen. Ist der Baum fest verwurzelt, aber viele Gänge sind zu sehen, dann sollte die Baumscheibe von der Grasnarbe befreit werden und die Mäusegänge zerstört werden, zum Beispiel durch festes Stampfen. Lässt sich der Baum (beinahe) aus der Erde heben, dann ist es ggf. besser ihn wieder auszugraben und in einem Kübel erst wieder neue Wurzeln austreiben zu lassen.

Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass Wühlmäuse nicht mit Maulwürfen verwechselt werden sollten! Letztere sind insektenfressende Nützlinge auf der Streuobstwiese. Da diese auch in Mausefallen gefangen werden, raten wir vom Einsatz von Fallen ab. Der Einsatz von Giftködern zur Mäusebekämpfung ist aufgrund von unvorhergesehen Nebenwirkungen in der Umwelt ebenfalls nicht empfehlenswert. Hat man mit Mäusen zu kämpfen, sollten (neben einem bestmöglichen Baumschutz), lieber die Feinde der Mäuse auf der Wiese gefördert werden. Ansitzstangen für Raubvögel erleichtern Mäusebussard und Co. ihre Arbeit. Nistmöglichkeiten für Eulenvögel sind grundsätzlich sinnvoll, denn diese jagen nachts, wenn auch die Mäuse aktiv sind. Totholzhaufen locken Wiesel und Hermelin als spezialisierte Mäusejäger an. Und auch der Fuchs ist ein gern gesehener Mäusejäger auf Streuobstwiesen. Er holt sich im Sommer und Herbst die ein oder andere Frucht als Belohnung.

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